Ahnenforschung


Die Ahnenforschung ist das Wichtigste bei einer planvollen Linienzucht, besonders dann, wenn man gerade erst mit dem Züchten beginnt. Als ich selber neu im DTK war, hörte ich oft genug von "Experten", daß es nur auf die ersten beiden Generationen, die auf den Ahnentafeln des DTK eingetragen sind, ankomme. Schon die Urgroßeltern-Generation sei schon so weit entfernt, daß sie keinen Einfluß mehr habe.

Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich jetzt, daß derartige Behauptungen unsinnig sind. Meine Frau und ich mußten sehen, daß in der selbstgezüchteten fünften, sechsten oder siebenten Generation Hunde entstanden sind, die in verblüffender Weise an unsere ersten Stammhunde aus der Zucht "von der Warthebrücke" erinnern.

Erst dann, wenn man die Abstammung seiner ersten Zuchthunde genau kennt, weiß man, was man zu erwarten hat, wenn man als Hündinnen-Besitzer einen bestimmten Deckrüden wählt. Und dazu muß man natürlich im gleichen Maße die Vorfahren des Deckrüden erforschen, und zwar möglichst über 10 Generationen. Je weiter man in die züchterische Vergangenheit eintaucht, umso interessanter wird die Sache. Natürlich benötigt man dafür die Stammbücher des Deutschen Teckelklubs über mindestens ein halbes Jahrhundert sowie möglichst viele Ahnentafel-Kopien der Vorfahren. Vor allem bei der Erforschung von ausländischen Vorfahren ist das Vorhandensein von Ahnentafel-Kopien unabdingbar.

Die ersten systematischen Erkenntnisse über Vererbung stammen von dem Augustinermönch und Botaniker Johann Gregor Mendel (1822 bis 1884). Das Gesamtresultat seiner botanischen Versuche faßte er in zwei Abhandlungen "Versuche über Pflanzenhybriden" (1865) und "Über einige aus künstlicher Befruchtung gewonnene Hieracium-Bastarde" (1869) zusammen. Seine Erkenntnisse wurden später als "Mendelsche Gesetze" zusammengefaßt.

Diese Mendelschen Gesetze gehören einerseits zur Kombinatorik und andererseits zur Statistk - beides mathematische Spezialgebiete. Es soll hier nicht wiederholt werden, was zum Schulpensum gehört; es soll aber mit einigen weit verbreiteten Irrtümern aufgeräumt werden.

Zunächst muß daran erinnert werden, daß jedesmal beim Entstehen eines neuen Individuums aus geschlechtlicher Befruchtung - also aus Samen- und Eizellen - nur die Hälfte des in diesen beiden Zellen vorhandenen Gesamt-Erbgutes verwertet wird und auch nur verwertet werden kann. Die andere Hälfte fällt heraus und vererbt sich nicht weiter. Wäre es anderes, dann wäre es nicht möglich, daß aus Individuen mit einer bestimmten gemischterbigen Eigenschaft wieder reinerbige Individuen entstehen können.

Über dominante und rezessive Vererbung gibt es genügend Literatur in Schul- und Fachbüchern, sodaß sich hier ein Eingehen erübrigt.

Nun ist es aber nicht so, daß jede Eigenschaft immer nur von einem einzigen Gen abhängt. Die meisten Eigenschaften werden von mehreren - manchmal sogar von sehr vielen - Genen bestimmt, die sich auch auf verschiedenen Chromosomen befinden können. Von diesen Eigenschaften vererben sich einige dominant und viele rezessiv. Die Kombinationsmöglichkeiten wachsen dadurch bis zur Unübersehbarkeit an.

Um zur Praxis der Teckelzucht zurückzukehren: Ein äußerlich schöner Hund mit guter Körperform, tadellosem Fell, gutem Gebiß, ohne Fehler, etwa vom Typ "Weltsieger", kann in seinem Erbgut sehr wohl rezessive Anlagen haben, die man erst in den nachfolgenden Generationen entdeckt, beispielsweise die Dispositionen zu bestimmten Krankheiten.

Aus diesem Grunde wäre auch die Beschränkung der Zucht auf Klubsieger, Weltsieger, Champions und andere Titelträger oder die Einführung einer "Körzucht", wie jetzt von einem kleinen Kreise propagiert wird, unsinnig und für die Zucht kontraproduktiv. Schon Ernst Kamphausen hatte vor Jahrzehnten davor gewarnt, zu glauben, daß die Verpaarung eines Weltsiegers mit einer Weltsiegerin Weltsieger-Nachwuchs garantiert. Es sei viel eher wahrscheinlich, daß der Nachwuchs eines Weltsieger-Paars nur durchschnittliche Ergebnisse bringe.

 

Für die praktische Ausführung der Darstellung der Vorfahren gibt es drei Methoden:

1.)  Ahnenforschung per Computer. Es gibt geeignete Programme - man kann sich auch selbst ein solches Programm schreiben - , die die Vorfahren nach Art einer Ahnentafel darstellen. Doch der Bildschirm eines Computers ist recht klein. Bereits wenn man die Vorfahren der Urgroßeltern-Generation sehen will - und da wird es erst richtig interessant - , muß man immer wieder einen neue Bildschirme aufrufen. Man verliert sehr schnell die Übersicht.

2.)  Man nehme einen großen Bogen Papier, beginne links mit der Einteilung wie auf den Ahnentafeln und verlängere diese Ahnentafeln unter Hinzufügung weiterer Generationen. Die Grenze für diese Darstellung ist dadurch gegeben, daß schließlich die Höhe der Felder für die am weitesten zurückliegenden Generationen nicht mehr ausreicht, um die Daten der Hunde dort in lesbarer Form einzutragen.

3.)  Man nehme einen Bogen aus Papier oder Karton von der Größe DIN A1. Genau in der Mitte wird ein Kreis von vielleicht 3 oder 4 cm Durchmesser gezeichnet. Um denselben Mittelpunkt werden dann konzentrische Kreise gezeichnet, je ein Kreis für eine Generation. Der innerste Kreis bekommt die Nummer 1. Dort wird der Hund (oder der Wurf) eingetragen, dessen Vorfahren dargestellt werden sollen. Von diesem Kreis aus werden zwei horizontale Linien nach außen gezeichnet, die sich mit allen Kreisen senkrecht kreuzen und diese in eine obere und eine untere Hälfte teilen. In das entstandene obere Segment des zweiten Kreises, das die Nummer 2 erhält, werden der Name und die Daten des Vaters eingetragen; in das untere Segment mit der Nummer 3 kommen dann der Name und die Daten der Mutter. Von dem zweiten Kreis aus wird dann je eine Linie nach oben und unten gezeichnet, sodaß im dritten Kreis vier Segmente entstehen. Oben werden die Großeltern väterlichseits (Nummern 4 und 5) und unten werden die Großeltern mütterlichseits (Nummern 6 und 7) eingetragen. Zur Anschauung wird hier ein Ausschnitt aus einem solchen Diagramm gezeigt:

Auf diese Weise kann man 1024 Hunde erfassen. Man wird überrascht sein, wie viele Hunde (und deren Vorfahren) mehrfach auftauchen. Und man sieht, was die berühmten Züchter der Vergangenheit gemacht haben.

Schon von der siebenten Generation ab häufen sich mehrere Namen. Sie scheinen allgegenwärtig zu sein. Es erhebt sich die Frage nach einer Gesamtübersicht der Nachkommen eines Hundes.

Diese Aufgabe läßt sich nur per Computer mit einem Programm lösen, das die Würfe erfaßt, so wie sie in den Stammbüchern des Deutschen Teckelklubs eingetragen sind. Ich habe mir mit einem solchen Programm die Nachkommen meiner Rüden Fafner, Guntram und Jason in Form einer Nachkommentafel darstellen lassen und habe sie im PDF-Format gespeichert.

Ebenso leicht ist es möglich, die Vorfahren jedes Hundes darzustellen und ausdrucken zu lassen. Die Darstellung erfolgt nach Art einer Ahnentafel. Ich habe die Vorfahren der von mir gezüchteten Hunde Nabucco, Nero, Nitocris, Norina, Norma, Oberon, Olympia und Ortrud von der Musenhöhle über 12 Generationen   anzeigt und in eine PDF-Datei gebracht, die hier aufgerufen werden kann.

Wird demnächst fortgesetzt